So unterschiedlich unsere heimischen Wildarten auch sind, eines haben sie gemeinsam. Sie winden bzw. riechen alle gut bis sehr gut, weshalb dem menschlichen Geruch und natürlich dem Wind bei der Jagd eine zentrale Rolle zukommt. Wie oft haben wir es schon erlebt, dass plötzlich der Wind krüselt und unseren menschlichen Geruch dem Wild zutreibt, dieses auswirft und innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde das Weite sucht? Oder auch umgekehrt, dass wir uns gegen den Wind dem Wild bis auf wenige Meter nähern konnten? Der menschliche Geruch löst bei Wild fast immer eine Fluchtreaktion aus, da es den Menschen als natürlichen Feind wahrnimmt. Nur im sehr eng besiedelten Raum, wo Wild eigentlich permanent mit menschlichem Geruch konfrontiert wird, ist die Fluchtdistanz des Wildes meist recht niedrig, hat es sich doch an das Zusammenleben mit dem Menschen gewöhnt. Dabei ist es fast aussschließlich die menschliche Witterung, auf die Wild mit Flucht reagiert, nicht so sehr andere Gerüche wie Autos, Parfüm oder Zigarettenrauch. Ich habe einen Bekannten, der sich mit voller Absicht stark mit Eau de Cologne besprüht, wenn er auf den nächtlichen Sauenansitz geht. Ihn riecht das Wild buchstäblich auf "100 Meter gegen den Wind" bzw. es riecht das Parfüm - und scheint sich daran nicht zu stören, denn der Jagderfolg gibt ihm Recht. Eigentlich darf man bei der Jagd nach allem riechen - nur besser nicht nach Mensch.
Warum riechen wir überhaupt und wonach?
Körpergeruch entsteht durch Ausdünstungen aus der Haut durch die sogenannten apokrinen Schweißdrüsen. Schweiß ist zwar in seiner Entstehung fast geruchsneutral, aber manche Duftstoffe entstehen unter Einfluss der Hautflora bei der bakteriellen Zersetzung der im Achselschweiß enthaltenden Substanzen. Dies sind unter anderem körpereigene Fette und Proteine. Zwar riecht jeder Mensch unterschiedlich, Tiere nehmen den Geruch aber immer als "menschlich" wahr und können ihn daher gut vom Geruch anderer Lebewesen unterscheiden.
Möglichkeiten, den Eigengeruch zu minimieren
Menschlicher Geruch geht aber nicht nur vom Menschen selbst aus, er setzt sich auch in unserer Jagdbekleidung fest, besonders, wenn man schweißtreibende Arbeiten wie Bergen oder Aufbrechen in ihr absolviert. Vor dem Ansitz oder der Pirsch ist es daher nicht unbedingt nötig, sich selber intensiv zu waschen und so von Körpergerüchen zu befreien, auch die Kleidung sollte regelmäßig gereinigt und geruchsneutralisiert werden. Am Markt gibt es hierfür viele verschiedene extra für die Geruchsneutralisation von Jagdkleidung hergestellte Waschmittel, die eine Geruchseliminierung propagieren. Komplette Geruchslosigkeit ist vermutlich schwer zu erreichen, aber, wie oben schon einmal angesprochen, ist sie auch gar nicht nötig. Ein Waschmittel, welches die Kleidung wie eine Blumenwiese duften lässt, wirkt auf Wild genauso unverdächtig wie überhaupt kein Geruch. Aus den USA kommt gerade ein Trend zu uns herüber, der auf ein ganz anderes Verfahren als die Geruchsneutralisation von Jagdkleidung per Waschmittel setzt: Die Geruchsneutralisation per Ozon. Dieses Molekül, bestehend aus drei Sauerstoffatomen, kann gezielt auf Kleidung "geschossen" werden und spaltet und eliminiert geruchlich wahrgenommene Moleküle der Umgebungsluft, sprich, es lässt Gerüche verschwinden. O3 zerlegt sich nach kurzer Zeit wieder zu O2 und ist daher auch nicht gesundheitsschädlich.
Andere Gerüche, die den menschlichen Geruch überdecken
Die andere Möglichkeit für uns Menschen, nicht wie ein Mensch zu riechen, ist, andere Gerüche über den Eigengeruch zu legen und diesen damit zu übertönen. Im Fachhandel gibt es Sprays, die nach Holz oder modrigem Boden riechen und durch ihre Intensität tatsächlich sicherstellen, dass menschlicher Geruch nicht beim Wild ankommt. Allerdings riechen wir als Jäger diese Gerüche ja auch und je nach "Geruchsrichtung" kann so ein Spray für unsere eigene Nase auch mal unangenehm sein - unseren eigenen Geruch dagegen nehmen wir selber nur sehr selten wahr. Parfüms, Qualm und Rauch und sogar Diesel haben denselben Effekt und werden, so erstaunlich das auch klingen mag, selten vom Wild als störend empfunden. Manchmal ist es sogar sinnvoller, mit dem Auto direkt unter den Hochsitz zu fahren als diesen auf langem Wege anzugehen. Ein Fuchs zum Beispiel wird beim Kreuzen einer menschlichen Fährte viel eher Anstoß nehmen, als wenn er eine Autospur überquert. Dies sollte aber nicht als Aufruf zur Faulheit verstanden werden.