Dass mit dem Recht der Jagdausübung auch der Auftrag zur Hege und Pflege des Wildes verbunden ist, ist hinlänglich bekannt. Um das gewährleisten zu können, sollte man sein Revier und die dort vorkommenden Wildarten bestmöglich kennen, nicht nur in ihrer Artenvielfalt, sondern auch in ihrer jeweiligen Alters- und Geschlechterstruktur. Bei recht territorialem Wild, wie zum Beispiel dem Rehwild, ist das natürlich einfacher als bei anderen, heimlicheren und weit umherziehenden Wildarten. In jedem Fall aber muss man das Wild in seinem Revier genaustens beobachten. Aber das ist einfacher gesagt als getan, denn selten kommt man so nahe an das Wild heran, dass man es mit dem bloßen Auge genau erkennen kann. Also müssen Hilfsmittel her, die es ermöglichen, auch auf größere Entfernungen Wild zu beobachten und sicher anzusprechen. Die Rede ist von Ferngläsern, Spektiven oder auch Zielfernrohren. Aber wo genau sind die Unterschiede, wann ist welches Instrument die beste Wahl und wo liegen die Stärken und Schwächen der einzelnen Geräte? Meistens sind es zwei Faktoren, auf die es bei der Wildbeobachtung ankommt bzw. die die Wildbeobachtung erschweren. Das sind zum einen die Entfernung und zum anderen das Wetter bzw. die Helligkeit.
Was möchte ich auf welche Entfernung erkennen können
Bei der Wildbeobachtung kommt es sehr darauf an, wie viele Details ich erkennen möchte oder muss. Reicht es festzustellen, ob das Stück Wild da vor mir männlich oder weiblich ist, will ich die Trophäe eines Geweihträgers aus der Ferne bewerten oder geht es mir darum, einen einzelnen individuellen Bock zweifelsfrei anzusprechen und ihn eindeutig zu identifizieren und von anderen Böcken zu unterscheiden? Ferngläser liegen fast immer bei einer 8-bzw. 10-fachen Vergrößerung. In den meisten Fällen reicht das für die Wildbeobachtung aus. Der große Vorteil ist, dass man Instrumente mit solchen Vergrößerungen noch gut wackelfrei halten kann, ohne übermäßig das Ziel, also das Stück Wild, aus dem Sichtfeld zu verlieren. Ebenfalls sehr vorteilhaft ist, dass man bei einem Fernglas mit beiden Augen durch zwei Rohre schaut, was ein räumliches Sehen ermöglicht. In Feldrevieren mit großen Flächen reicht eine 10-fache Vergrößerung jedoch nicht aus. Besonders wenn man Rehböcke auf große Entfernung ansprechen muss, ist es sinnvoll, auf eine höhere Vergrößerung zurückgreifen zu können, wie sie zum Beispiel ein Spektiv bietet. Diese einrohrigen, meist ausziehbaren optischen Geräte bestechen durch deutlich höhere Vergrößerungen von 30-fach oder mehr. Der Nachteil liegt auf der Hand: So ein großes Spektiv ist ohne Auflage oder Stativ nicht zu verwenden, denn freihändig verwackelt man derart, dass man das Ziel ständig aus den Augen verliert. Bei der richtigen Auflage allerdings kann man auf große Entfernung noch viele Details erkennen und das Wild gut ansprechen. Um sich mal eben schnell zu vergewissern, was man da vor sich hat, oder wenn schnell eine Entscheidung fallen muss, ob das Stück Wild erlegbar ist, reicht meistens auch ein Blick durch das Zielfernrohr. Die Vergrößerung reicht je nach Glas bis 12- oder 15-, manchmal bis zu 25-fach und was für einen sicheren Schuss reicht, reicht in der Regel auch zum Ansprechen. Ein großer Vorteil des Beobachtens und Ansprechens durch das Zielfernrohr ist, dass man für den Fall, dass man sich zum Schuss entschließt, gleich die Waffe in der Hand hat und nicht erst noch wechseln muss.
Wildbeobachtung am Tage, in der Dämmerung oder zur Nachtzeit
Der zweite wichtige Faktor bei der Wildbeobachtung ist die Tageszeit. Wie viel Licht in unser optisches Gerät fällt, entscheidet der Objektivdurchmesser. Ferngläser gibt es mit den unterschiedlichsten Objektiven, angefangen von 24 mm für den Tag, bis zu 56 mm oder gar 60 mm für die Nachtbeobachtung. Da das menschliche Auge aber bei wenig Licht nur noch Graustufen erkennt, ist eine echte "Beobachtung" in der Dunkelheit schwierig. Bei unseren Geweihträgern ist dann noch eine Geschlechtserkennung möglich, manchmal bei Böcken oder Hirschen auch noch eine ungefähre Trophäenansprache, aber mit einer exakten Altersansprache tut man sich schon sehr schwer. Vorsatzwärmebildkameras oder Nachtsichtgeräte für Zielfernrohre sind da schon etwas präziser, verbinden sie doch die Möglichkeit der Sicht im Dunkeln mit der Vergrößerung des Zielfernrohres. Spektive sind, obwohl manchmal mit 70 mm Objektivdurchmesser ausgestattet, in der Nacht eher schwierig zu verwenden, da es sehr schwer ist, das Wild, das man beobachten möchte, überhaupt zu finden.
Die Ausrüstung hängt von der Situation ab
Ferngläser, Zielfernrohre und Spektive haben alle bei der Wildbeobachtung ihre Vor- und Nachteile. Für welches Gerät man sich entscheidet, ist daher stark abhängig von der Beschaffenheit des Reviers, dem Aktivitätszyklus des zu beobachtenden Wildes und der Tageszeit, zu der man beobachten möchte.