Dass der Sicherheitsaspekt bei der Jagd den höchsten Stellenwert genießen muss, steht außer Frage, schließlich gehen wir täglich mit Schusswaffen um. Und was tödlich für ein Stück Wild ist, kann definitiv auch für uns Menschen letal sein. Nicht umsonst ist ein Bestandteil der deutschen Jagdprüfung der korrekte Umgang und das sichere Hantieren mit der Waffe. Laden, sichern, entsichern, einstechen, sichern und entladen werden für alle möglichen Waffensysteme geübt und das Können über die sichere Handhabung der Waffe abgefragt. Die meisten Unfälle passieren tatsächlich bei unsachgemäßer Handhabung der Waffe, besonders, wenn sich mit den Jahren eine gewisse Routine einschleicht. Entladen wir wirklich alle die Waffe, wenn wir auf den Hochsitz klettern oder ihn verlassen? Schauen wir alle durch den Lauf, bevor wir die Waffe laden? Bei dem Umgang mit der Waffe kann der kleinste Schnitzer tödlich sein, weshalb wir Jäger IMMER alle gelernten Sicherheitsmaßnahmen beherzigen und anwenden müssen.
Die Schussabgabe - Denken wir wirklich an alles?
Gerade bei der Schussabgabe vom Ansitz aus legen viele die Wörter "Hintergrundgefährdung" und "Kugelfang" sehr großzügig aus. Kugelfang ist einzig und allein der gewachsene Boden und nicht Bäume, Büsche, Häuser oder Mauern und schon gar nicht das Stück Wild selbst. Wer dies nicht verinnerlicht, gefährdet immer den Hintergrund, denn ein Geschoss, im falschen Winkel abgefeuert oder irgendwo abgeprallt, kann noch einige Kilometer fliegen und ist bis zum Ende tödlich. In unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft verbietet sich das Schießen über Kuppen oder Hügel hinweg, besondere Vorsicht muss man auch beim Schuss vom Boden aus, etwa bei der Pirsch walten lassen. Hier gefährdet man nicht sich selber, sondern Spaziergänger, Radfahrer, Erholungssuchende und im schlimmsten Fall das ganze Nachbardorf.
Sicherheitsaspekte bei Gesellschaftsjagden
Gerade Gesellschaftsjagden, bei denen mehrere Jäger und Treiber zusammenkommen, sind ungemein unfallträchtig. Wer hier nicht zu 100% darauf achtet, wo die Treiber sind, wo die Nachbarschützen stehen, wo sein eingezeichnetes Schussfeld ist, sondern "im Eifer des Gefechts" und beim Anblick von Sau und Hirsch alles um sich herum vergisst, gefährdet sich und andere. Dies gilt in besonderem Maße für Erntejagden, bei denen zum einen die Schützen in der Regel dichter beisammen stehen und zum anderen noch Erntefahrzeuge mit ihren Lenkern im Treiben umherfahren. Wer hier keine uneingeschränkte Disziplin an den Tag legt, hat auf solchen Jagden nichts zu suchen.
Reviereinrichtungen
Aber es gibt auch Gefahrenquellen bei der Jagd, die nicht mit der Schusswaffe zusammenhängen. Morsche Sprossen an Leitern oder Hochsitzen, rutschige Bohlen bei Drückjagdböcken, schlecht befestigte Kanzeln oder wackelige Geländer und Handläufe können zu bösen Unfällen führen. Deshalb ist es ungemein wichtig, seine Ansitzeinrichtungen besser einmal zu viel als zu wenig zu kontrollieren und jeden Schaden, den man feststellt, sofort zu reparieren. In einigen Gebieten haben wir Jäger auch mit Vandalismus von militanten Jagdgegnern zu tun. Angesägte Sporssen oder Stützen sind lebensgefährliche Anschläge auf die Gesundheit und das Leben von uns Jägern. Deshalb: Immer erst einen Hochsitz kontrollieren, bevor man ihn besteigt.
Notfallausrüstung und das Mobiltelefon
Für den Fall, dass doch irgendetwas passiert, sollte man vorbereitet sein. Es empfiehlt sich, immer ein Erste-Hilfe-Set bei sich zu führen. Das Gleiche gilt für ein aufgeladenes Handy. Und ich meine bei sich führen, denn wenn man nach einem Sturz vom Hochsitz bewegungsunfähig am Boden liegt, nützt einem das Handy oder das Unfall-Kit im Auto 300 Meter entfernt überhaupt nichts. Ich empfehle darüber hinaus, bei längeren Ansitzen immer eine Power-Bank dabei zu haben, denn ein Mobiltelefon, bei dem der Akku leer ist, nützt einem wenig. Wer aber besonnen auf die Jagd geht, umsichtig jagt und schießt und immer ein Auge auf seine Ansitzeinrichtung hat, der sollte sicher und unversehrt seiner Passion nachgehen können.