Für europäische Verhältnisse ist Deutschland ein durchaus großes Land. Von Nord nach Süd umfasst es knapp acht Breitengrade, die West-Ost-Ausdehnung spannt sich etwas über neun Meridiane. Der tiefste Punkt Deutschlands liegt in der Wilstermarsch mit 3,54 Metern unter NN, der höchste Punkt ist die Zugspitze mit 2.962 Metern über NN. Vom Wattenmeer bis zu den Hochalpen, von der Norddeutschen Tiefebene zu den Kalkfelsen der Sächsischen Schweiz - Deutschlands Landschaften und somit Geländeformen sind sehr vielfältig und abwechslungsreich. Da ist es nur folgerichtig, dass sich auch die Jagdarten, die Jagdausrüstung und die Anforderungen an den Jäger teilweise gravierend unterscheiden. Ansitzjagd an weitläufigen Feldern im Norden der Republik zum Beispiel ist eine ganz andere Herausforderung als die Pirsch im Hochgebirge in Süddeutschland. Und auch die vorkommenden Wildarten, die sich den unterschiedlichen Lebensräumen angepasst haben, unterscheiden sich. Die Gams in Ostfriesland ist genauso undenkbar wie der Seehund im Bayerischen Wald.
Jagd im Gebirge
Gerade im Gebirge wird in Deutschland viel gepirscht. Dies kann unter Umständen sehr anstrengend werden, besonders wenn die Beute nach dem Schuss geborgen und zurück ins Tal gebracht werden muss. Über der Baumgrenze sind weite Schüsse von 150 bis 200 Metern und mehr durchaus an der Tagesordnung. Da das Wetter im Gebirge schnell und unverhofft umschlagen kann, sollte man immer einen Rucksack mit Wechsel- bzw. Regenkleidung bei sich haben, was das Ganze noch einen Tick anstrengender macht.
Jagd in Feld und Grünland
Gerade in Norddeutschland ist die Landschaft von weniger Wald, dafür großen Feldern, Wiesen und Grünland geprägt. Zwischendurch teilen kleine Bäche oder Hecken das Gelände, wie zum Beispiel im Münsterland, teilweise grenzt ein 40-Ha-Feld an das nächste, wie in einigen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns. Meistens ist die Sicht jedoch gut und Schussentfernungen von deutlich über 100 Metern möglich. Dies sollte natürlich auf dem Schießstand trainiert werden. Tagespirsch auf großen Feldern ist extrem schwierig, gibt es doch keine Deckung beim Angehen des Wildes. Nachts kann besonders Schwarzwild sehr gut angepirscht werden. Auch ist die Rucklockjagd ein probates Mittel, besonders Raubwild auf die offenen Flächen zu locken.
Jagen im Wald
Die Sichtverhältnisse im Wald sind deutlich eingeschränkter als auf weitläufigen Feldern oder Wiesen. Schussentfernungen von um die 80 Meter oder weniger sind hier Standard. Eine erfolgreiche Pirsch im Wald hängt unmittelbar mit der Bodenbeschaffenheit zusammen. Blätter und Zweige erschweren das Pirschen, da sie eine unvermeidbare Geräuschkulisse generieren. Nach Regen allerdings und bei Neuschnee pirscht es sich im Wald fast geräuschlos. Wer seine Pirschwege aber permanent in Schuss hält, kann zu jeder Jahreszeit im Wald pirschen. Die Ansitzjagd ist im Wald bzw. am Waldrand ebenfalls erfolgsversprechend, besonders wenn das Wild abends auf offene Felder austritt. Rehwild kann vom Ansitz aus auf den Wechseln bejagt werden, Schwarzwild sollte im Wald besser in Ruhe gelassen und im Feld bejagt werden, wenn es dort zu Schaden geht. Wer einen passenden Erdhund besitzt, kann im Wald ganz hervorragend der Baujagd nachgehen.
Ein Blick hinaus über den deutschen Tellerrand in die große weite Welt
Ja, in Deutschland können die Winter schon mal recht kalt und die Sommer heiß werden, im Großen und Ganzen sind wir aber hier in Zentral-Europa von Extremwetterlagen verschont. Anders sieht das schon mal im Ausland aus, in Kanada und Alaska zum Beispiel, auf Grönland und in Sibirien, wo Temperaturen unter -30 Grad zu bestimmten Jahreszeiten in Taiga und Tundra durchaus an der Tagesordnung sind. Genau das entgegengesetzte Problem erwartet uns in Afrika, Australien und Südamerika. Besonders im Regenwald Zentralafrikas und Südamerikas kann es bei extrem hohen Temperaturen und einer Luftfeuchtigkeit jenseits der 80% schnell ungemütlich werden und der Jäger an seine körperlichen Grenzen stoßen. Im südlichen Afrika und Australien ist es nicht so feucht, die Temperaturen können aber hier im Extremfall über 50 Grad klettern. Ob klirrende Kälte oder brennende Hitze, in solchen Extremsituationen kommt es auf die richtige, passende Kleidung und eine gute körperliche Verfassung an, um die Jagd zu genießen.